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Das trockene Auge - Keratokonjunktivitis sicca = KCS

Was ist die Tränenflüssigkeit?
Tränen haben vielfältige Aufgaben: Zunächst sorgt die Tränenflüssigkeit sorgt dafür, dass die Lider über die Hornhaut und die Bindehaut gleiten. Tränen tragen auch zur Lichtbrechung bei und beinhalten Eiweißbausteine, die zur Ernährung der empfindlichen Hornhaut beitragen und Infektionen abwehren. Zusammengesetzt sind Tränen aus einem wässrigen Anteil, einem schleimigen Anteil und einem fettigen Anteil.

Woher kommen die Tränen?
Der wässrige Anteil der Tränen wird hauptsächlich von 2 Tränendrüsen produziert: Der größere Anteil von der Tränendrüse, die oberhalb des Auges sitzt, der kleinere Anteil (ca. 1/3) von der Tränendrüse der Nickhaut. Tränen haben auch einen schleimigen Anteil – der wird von den Becherzellen in der Konjunktiva produziert; der fettige Anteil der Tränen von den Meibom´schen Drüsen im Lidrand. Nur wenn alle Bestandteile in der richtigen Menge vom Auge produziert werden, ist der Tränenapparat gesund.

Wo ist der "Abfluss" der Tränen?
Ein kleiner Teil der Tränen verdunstet, der Großteil wird über den sogenannten Tränennasenkanal abgeleitet. Dazu laufen die Tränen über die Tränenpünktchen in das Tränensäckchen und von da aus über den Tränennasenkanal in den Nasen/Rachenraum. Verabreicht man zum Beispiel bitter schmeckende Tropfen in das Auge kann man nach wenigen Minuten beobachten, dass das Tier anfängt zu speicheln – jetzt ist der Tropfen im Rachenraum gelandet.

Woran merke ich, dass mein Tier ein trockenes Auge hat?
Sind die Augen zu trocken, führt das zur Reizung des Auges. Das Auge brennt, es entsteht ein „Reibeisengefühl“  und es juckt. Sie bemerken dies bei Ihrem Tier am häufigen Blinzeln, Reiben mit der  Pfote, geröteten Bindehäuten oder auch am eitrigem Ausfluss. In schweren Fällen entstehen auch Hornhautdefekte, die nur schlecht abheilen oder die nach Absetzen von Augentropfen wiederkehren.

Wie stellt der Tierarzt fest, dass mein Tier ein trockenes Auge hat?
Zur Diagnosestellung hängt der Tierarzt für eine Minute einen Papierstreifen in den unteren Bindehautsack ein, der sich mit der Tränenflüssigkeit vollsaugt (der Test tut übrigens nicht weh). Der Normalwert für den Hund beträgt 15 mm/Minute oder mehr, bei der Katze sind Werte ab 5 mm/Minute normal. Katzen haben übrigens sehr selten ein trockenes Auge.

Warum hat mein Tier ein trockenes Auge?
Die häufigste Ursache ist eine Zerstörung der Tränendrüse durch eine fehlgerichtete Immunreaktion. Daneben gibt es bestimmte Hunderassen, die häufiger als andere am trockenen Auge leiden. Dazu gehören: Englische Bulldogge, West Highland White Terrier, Cavalier King Charles Spaniel und Cocker Spaniel. Hunde mit Diabetes Mellitus entwickeln leider häufig auch ein trockenes Auge und sollten regelmäßig auf das Vorhandensein eines trockenen Auges getestet werden.
Bei manchen Tieren ist auch die Innervation der Tränendrüse gestört. Dadurch bekommt die Tränendrüse vom Nerven keine Information mehr, dass sie Tränen produzieren soll. Typisches Kennzeichen dieser eher seltenen Form der KCS ist, dass sie einseitig auftritt und das gleichseitige Nasenloch trocken ist.

Spezialform: Qualitative KCS
Möpse und andere kurznasige Rassen leiden häufig an einer Spezialform des trockenen Auges - der qualitativen KCS. Hierbei ist die Qualität der Tränen schlecht und es fehlt der fettige Anteil der Tränenflüssigkeit. Der fettige Anteil der Tränenflüssigkeit sorgt für die Stabilität des Tränenfilms – fehlt der fettige Anteil, ist der Tränenfilm auf dem Auge nicht mehr stabil (die  Tränen „rutschen“ vom Auge) und das Auge trocknet aus, obwohl es prinzipiell genug (wässrige) Tränen produziert. Um diese Spezialform der KCS festzustellen, bringt der Tierarzt einen grünen Farbstoff auf das Auge auf und beobachtet, wie schnell der Tränenfilm aufbricht.

Was kann man gegen das trockene Auge machen?
Das Ziel der Behandlung ist immer, dass das Tier selbst wieder ausreichend eigene Tränen produziert – künstliche Tränen sind immer ein schlechterer Ersatz und müssten mindestens stündlich gegen werden – in der Regel ein Ding der Unmöglichkeit für Herrchen oder Frauchen! Das Mittel der Wahl ist daher eine ciclosporinhaltige Salbe, die 2 x tgl in das Auge gegeben wird. Sie regt die eigene Tränenproduktion wieder an und unterdrückt die Zerstörung der Tränendrüse durch die fehlgerichtete Immunreaktion. Es dauert allerdings bis zu sechs Wochen, bis die volle Wirkung eintritt. Eine günstige Prognose haben Hunde, deren Tränenproduktion bei  Diagnosestellung noch 5 mm/Minute oder mehr beträgt.
Die Ciclosporin Augensalbe muss lebenslang gegeben werden. Begleitend können Tränenersatzpräparate gegeben werden und, so nötig, lokale Antibiotika, um vor allem anfangs eine Begleitinfektion zu bekämpfen. Zeigt das Tier entsprechende Anzeichen, sollte auch an ein Schmerzmittel gedacht werden.
Ist ein Nervenausfall Ursache des trockenen Auges ist in den meisten Fällen weitere Diagnostik (CT oder MRT Untersuchung) indiziert, um die Ursache des Nervenausfalls zu lokalisieren und (so möglich) zu behandeln. Bei dieser Spezialform des trockenen Auges wird die Tränenproduktion über nervenanregende Tropfen ins Futter oder das Auge  angeregt. Ciclosporin hilft hier leider in der Regel nur wenig. Tränenersatzpräparate müssen zusätzlich gegeben werden.

Mein Tier spricht auf die Therapie nicht an – gibt es eine andere Option?
Sind alle anderen Therapieoptionen ausgeschöpft, kann man operativ den Speicheldrüsengang (Ductus parotideus) in das Auge verpflanzen. Der Speichel hat eine ähnliche Zusammensetzung wie die Tränen und führt bei den meisten Patienten zu einer sofortigen Verbesserung. Selten kann es vorkommen, dass der Speichel im Auge vom Patienten nicht vertragen wird und das Tier mit Augenkneifen und geröteten Bindehäuten reagiert. Typischerweise führen die im Speichel gelösten Mineralien zu weißlichen Auflagerungen auf dem Auge. In manchen Fällen wird auch so viel Speichel produziert, dass es zu einem Überfluss aus dem Auge kommt und Entzündungen der Haut um das Auge entstehen. Insgesamt ist die Verpflanzung des Speicheldrüsenganges oft die letzte Rettung für Augen, die auf die normale Therapie nicht ansprechen – trotzdem sollte die OP sorgfältig erwogen werden – sprechen Sie Ihren Augentierarzt im Zweifel darauf an!

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